Pressemitteilung 2016/331 vom

Gleich zwei Wissenschaftler der Universität Leipzig werden in den kommenden fünf Jahren mit je zwei Millionen Euro durch den Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) gefördert. Ralf Seidel, Professor für molekulare Biophysik, und László Székelyhidi, Professor für Angewandte Mathematik, erhalten jeweils einen der begehrten "Consolidator Grants".

"Ich gratuliere den Professoren Seidel und Székelyhidi zu diesem großen Erfolg", sagt Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig. "Es freut mich sehr, solch herausragende Forscher in unseren Reihen zu wissen und auch an unserer Universität halten zu können. Sie leisten nicht zuletzt einen wichtigen Beitrag für die Forschungsstärke der Universität Leipzig."

"Dies ist eine grandiose Möglichkeit, um ein Thema, welches mir sehr am Hetzen liegt, fokussiert voranzutreiben. Natürlich hoffe ich auch, dass der Grant dem sich in Leipzig gut entwickelndem Fokus der Physik weicher und biologischer Systeme zusätzliche Strahlkraft verleiht", sagt Seidel. Der finanzielle Umfang des Grants beträgt 2 Millionen Euro. Dies wird dem Physiker zufolge zum größeren Teil für Personal verwendet, aber auch für Verbrauchsmaterialien sowie den Erwerb und Aufbau neuer Messapparaturen. Ziel des Projektes ist es, CRISPR-Cas-Enzyme zu "verstehen". Diese Enzyme, welche auch als "Genscheren" bekannt geworden sind, revolutionieren gerade die Biotechnologie, da man mit ihrer Hilfe sehr leicht ein gewünschtes Gen in jeglicher Art von Organismus ausschalten oder reparieren kann.

"Ein Problem ist dabei allerdings, dass CRISPR-Cas-Enzyme 'Nebenwirkungen' haben und auch andere, nicht gewollte Gene editieren. Innerhalb des Projektes wollen wir quantitative Vorhersagen entwickeln, welche Gensequenzen von einem bestimmten Enzym erkannt werden, um damit 'Nebenwirkungen' verhindern zu können. Dazu entwickeln und nutzen wir biophysikalische Methoden, bei denen man eine einzelne Gensequenz einspannen kann und einem Enzym direkt während des Bindens an die Sequenz zuschauen kann", erklärt Seidel. Mit den gewonnen Daten solle ein physikalisches Modell entwickelt werden, das den Bindevorgang beschreiben kann und dann später als Basis für Vorhersagen dient.

Mathematik-Professor László Székelyhidi sagt: "Der ERC-Grant ermöglicht eine außergewöhnliche Freiheit in der Forschung, die in unserem Wissenschaftssystem zunehmend als Luxus gilt. Es ist aber auch wichtig, um die Bedeutung und Sichtbarkeit der Mathematik in Leipzig, sowohl innerhalb der Universität als auch national und international, zu erhöhen." Die Förderung in Höhe von 1,86 Millionen Euro stünde hauptsächlich zur Verfügung, um Stellen für exzellente Mitarbeiter zu finanzieren. Konkret sei beabsichtigt, in den kommenden fünf Jahren zwei Postdocs und drei Doktoranden einzustellen.

"In der Strömungsmechanik ist und bleibt Turbulenz ein Rätsel: Wie können wir ein scheinbar chaotisches Verhalten durch deterministische Grundgleichungen beschreiben? Ein Schlüsselidee meines Projekts ist die Darstellung der Grundgleichungen der Strömungsmechanik als sogenannte Inklusionsprobleme. Mit dieser Darstellung lassen sich sowohl klassische Instabilitäten als auch turbulentes Verhalten in Strömungen aus einem komplett neuen Blickwinkel behandeln", erläutert Székelyhidi seinen Forschungsschwerpunkt. Im Jahr 2011 war er bereits vom Europäischen Forschungsrat mit einem renommierten Starting Grant gefördert worden.

"Consolidator Grants"

Die "Consolidator Grants" werden jährlich vom Europäische Forschungsrat vergeben und sollen die Unabhängigkeit von Wissenschaftlern fördern, die in der Mitte ihrer wissenschaftlichen Karriere stehen. Sie richten sich an Antragsteller, deren Promotion mindestens sieben, höchstens jedoch zwölf Jahre zurückliegt. Mit den Grants unterstützt der Forschungsrat exzellente Forschung. Sowohl das Profil der Forscher als auch das vorgeschlagene Projekt müssen höchsten Ansprüchen genügen.

 

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