Pressemitteilung 2013/266 vom

Digital Humanities - das ist die Verbindung von Geistes- und Sozialwissenschaften mit Methoden aus der Informatik. An der Universität Leipzig wird seit Längerem auf diesem Gebiet geforscht und gearbeitet. Nun soll ein Projektverbund aus Informatik und geisteswissenschaftlichen Fächern der jungen Disziplin noch mehr Auftrieb verschaffen: die Nachwuchsforschergruppe "Wissensrohstoff Text". Das Projekt wird mit einer Million Euro aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert.

Egal ob in der Ägyptologie, der Musikwissenschaft oder der Linguistik: In fast allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der Universität Leipzig gibt es inzwischen eine Vielzahl an digitalen Quellen. Um das Potenzial der Leipziger Geisteswissenschaften auch bundesweit sichtbar zu machen und um auf dem Gebiet der Digitalen Geisteswissenschaften weiter zu profilieren, will die Alma mater diese Quellen nun "infrastrukturfähig" machen. Dazu schließen sich im Verbund "Wissensrohstoff Text" sieben geisteswissenschaftliche Lehrstuhle aus den Bereichen Ägyptologie, Arabistik, Germanistik, Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft, Deutsch als Fremdsprache und Theologie zusammen, um gemeinsam fachspezifische standardisierte Metadaten zu entwickeln und anzuwenden.

"Wissensrohstoff Text" soll nicht nur die einzelnen Projekte der beteiligten Fächer stärker miteinander vernetzen, sondern auch junge Nachwuchswissenschaftler in den Digital Humanities ausbilden und eine fachübergreifende geisteswissenschaftliche Methodik erforschen. Die Nachwuchsgruppe wendet sich an Geisteswissenschaftler, die ihren Studienabschluss oder ihre Promotion vor Kurzem beendet haben oder in Kürze beenden werden. Sie sollen in die interdisziplinäre Arbeit in einem Team eingeführt werden, in dem die Erforschung und Anwendung neuer geisteswissenschaftlicher Methoden und deren Unterstützung durch ein Softwaresystem im Vordergrund stehen. Dabei wird die eigenständige Entwicklung neuer Anwendungen im Bereich der Digital Humanities angestrebt.

Die Ziele des Projektverbundes sollen in sieben Teilprojekten durch gemeinsame Anstrengungen der gesamten Gruppe erreicht werden, wobei die einzelnen Mitglieder jeweils fachspezifische Aufgaben übernehmen. Die Ägyptologen erstellen als Teilprojekt beispielsweise ein Altägyptisches Wörterbuch, in dem sie wichtige ältere Wörterbücher digitalisieren. Auf lange Sicht könnte sich dieses Teilprojekt zu einer wichtigen virtuellen Bibliothek der älteren ägyptologischen Literatur entwickeln. Das Teilprojekt der Musikwissenschaft forscht zum Repertoire des Leipziger Thomanerchores und untersucht systematisch die Aufführungsdaten in den vergangenen 200 Jahren. Ziel ist der vergleichende Einblick, inwiefern sich welche Kompositionen im Konzertrepertoire durchsetzten.

Unterstützt werden die sieben Teilprojekte von der Abteilung für Automatische Sprachverarbeitung des Instituts für Informatik. Der fachliche Schwerpunkt der Abteilung liegt auf der automatischen Verarbeitung von geschriebener Sprache mit dem Ziel, soviel (linguistisches und nicht linguistisches) Wissen wie möglich aus Texten automatisch zu extrahieren. Die Abteilung ist eines der deutschen Ressourcenzentren europäischen Projektvorhaben CLARIN, mit dem eine Forschungsinfrastruktur für die Geistes- und Sozialwissenschaften geschaffen wird.

Finanziell gefördert wird der Verbund "Wissensrohstoff Text" vom Europäischen Sozialfonds (ESF) durch Zuwendungen in Höhe von rund einer Million Euro. Das Projekt läuft bis zum 31.12.2014.

Digital Humanities stellen die Verbindung von digitalen Daten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften mit neuen Konzepten und Verfahren aus der Informatik für deren Auswertung und Interpretation dar. Text Mining oder Visualisierungen sind Ergebnisse einer solchen Zusammenarbeit zwischen Geisteswissenschaft und Informatik.

Durch die Ernennung des amerikanischen Altphilologen und Informatikers Gregory Crane zum Humboldtprofessor (seit 1. April 2013) konnte sich das Institut für Informatik der Universität Leipzig bereits als wichtiges Zentrum für Digital Humanities behaupten. Das Institut hat wichtige Pionierarbeiten bei der Definition und Umsetzung einer Strategie für die Digital Humanities an der Universität Leipzig im Verbund mit den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen übernommen.